Südafrika und Namibia

Auch in Afrika sind Pinguine heimisch: Brillenpinguine besiedeln die Westküsten Namibias und Südafrikas sowie einige Inseln am Ostkap.

  Brillenpinguine am Strand Boulders Beach in Südafrika. Sie nisten in Bodenmulden.

Brillenpinguine am Boulders Beach in Südafrika

Klima

Brillenpinguine leben in Südafrika am West- und Ostkap. Das Westkap zeichnet sich durch ein gemäßigtes Klima aus: Die Sommer sind warm, aber nicht heiß, und die Winter sind angenehm mild. Am Boulders Beach in der Nähe von Kapstadt beträgt die jährliche Durchschnittstemperatur 17°C.
Am Ostkap herrscht eher ozeanisches bis mediterranes Klima vor. Die Sommer können heiß werden, die Winter sind mild. In Port Elizabeth liegt die jährliche Durchschnittstemperatur bei 18°C.

Die namibischen Brutgebiete werden einerseits vom trockenen Wüstenklima und andererseits vom kalten Benguelastrom beeinflusst. In der Walfischbucht, die in der Nähe der Pinguin-Inseln (z. B. Possession oder Halifax Island) liegt, beträgt die jährliche Durchschnittstemperatur 19°C. Im Sommer kommen Höchsttemperaturen bis 30°C vor, während es sich im Winter bis auf 8°C abkühlen kann.

Brillenpinguine am Boulders Beach in Südafrika

Nestbau

Brillenpinguine graben mit ihren Füßen kleine Mulden in Sand oder Guano (getrockneter Vogelkot) und legen diese mit Seetang, Steinchen, Federn oder Muscheln aus.

Brillenpinguine am Strand Boulders Beach in Südafrika. Ein Pinguin brütet sein Ei im Nest.

Brillenpinguin bebrütet zwei Eier im Nest, das er mit Zweigen ausgelegt hat – Boulders Beach, Südafrika

Bedrohung

Die Anzahl der Brillenpinguine ist in beiden afrikanischen Ländern extrem stark gesunken: In Namibia sind die Zahlen von ca. 12.100 Brutpaaren im Jahr 1978 auf ca. 5.800 im Jahr 2015 gesunken.
In der gleichen Zeit hat sich die Anzahl der Brutpaare in Südafrika von ungefähr 70.000 auf 19.300 verringert.

In der Vergangenheit wurden Pinguineier als Delikatesse und Guano als Düngemittel gesammelt. Diese Tätigkeiten wurden aber verboten, als die Populationszahlen stark abnahmen.

Heutzutage haben Brillenpinguine mit Umweltverschmutzungen, Lebensraumzerstörung oder klimatischen Veränderungen zu kämpfen. Besonders Ölverschmutzungen durch Tankerunfälle kommen häufig vor. Verölte Pinguine unterkühlen meist im Wasser, da die isolierende Wirkung des Gefieders nicht mehr gegeben ist. Körperliche Nebenwirkungen sind zum Beispiel Blutarmut, Blindheit oder höhere Anfälligkeit für Krankheiten. Bei der Mauser wächst das Öl nicht heraus, sondern wird von den alten auf die neuen Federn übertragen. Viele verölte Pinguine leiden an Hungersnot oder Krankheiten und verenden deshalb.

Ein großer Faktor ist auch die Fischerei. Besonders Sardinen und Sardellen wurden in so großen Mengen gefangen, dass diese Fischarten an einigen Orten gar nicht mehr vorkamen. Deshalb mussten die Brillenpinguine weiter schwimmen, um noch Nahrung zu finden oder sich mit energieärmerer Nahrung zufrieden geben. Beides hat negative Folgen für ihren Nachwuchs, die länger auf die Fütterung warten müssen bzw. nicht besonders nahrhaft ernährt werden können.

Erhaltung

Südafrika

Am West- und Ostkap setzt sich die Southern African Foundation for the Conservation of Coastal Birds (SANCCOB) für den Erhalt des Brillenpinguins und anderer Seevögel ein. Im Jahr 2014 durfte ich diese Organisation selbst als freiwillige Helferin unterstützen.
Vor allem bei Ölverschmutzungen helfen viele nationale und internationale Freiwillige dabei, die Vögel zu säubern. SANCCOB betreibt zwei Rehabilitationszentren in Kapstadt und Port Elizabeth. Dort werden kranke, verletzte und hungernde Seevögel sowie verlassene Küken aufgenommen, gesund gepflegt und wieder freigelassen. Auch Eier werden aufgelesen und ausgebrütet.

Schutzorganisationen stellen auch künstliche Nistboxen bereit, um Brillenpinguine beim Brüten zu unterstützen.


Zudem wurden zahlreiche Meeresschutzgebiete rund um die südafrikanische Küste eingerichtet. Einige Gebiete sind sogar als "No-Take-Zone" ausgewiesen, in der nicht gefischt werden darf. Auch die berühmte Pinguinkolonie am Boulders Beach in Simonstown ist von einer solchen Zone umgeben.

Der Strandabschnitt von Boulders Beach, an dem die Brillenpinguine brüten, liegt im Tafelberg-Nationalpark. Über ein Besucherzentrum gelangen die Strandgäste nur über Holzstege zum Strand. Dort sorgen Abgrenzungen dafür, dass die Besuchenden den Pinguinen nicht zu nahe kommen.

Die Stege führen auch durch einen Waldabschnitt, in dem einige Brillenpinguine gerne im Schatten brüten.

Namibia

Im Jahr 2009 wurde ein Meeresschutzgebiet am südlichen Rand der Küste eingerichtet. Alle Brut- und Jagdgebiete der namibischen Brillenpinguine sind darin enthalten.

Auf den Brutinseln werden die Feinde der Brillenpinguine eingedämmt. Südafrikanische Seebären wurden von Mercury Island entfernt, nachdem sie die Brillenpinguine dort vertrieben hatten. Auf Possession Island wird die Anzahl der Dominikanermöwen begrenzt, indem deren Eier manipuliert und damit unfruchtbar gemacht werden. Diese Möwen fressen die Eier und Küken der Pinguine.


Freiwilligenarbeit bei SANCCOB

Auch Du kannst aktiv werden und am internationalen Freiwilligenprogramm von SANCCOB in Kapstadt oder Port Elizabeth (das nun Gqeberha heißt) teilnehmen. Für mindestens 6 Wochen kannst Du SANCCOB dabei unterstützen, Brillenpinguine und andere Seevögel zu versorgen.
Infos über meinen Aufenthalt dort findest Du im Menüpunkt "Projekte" unter "SANCCOB". Die Website von SANCCOB bietet Dir weitere Infos über die Organisation selbst und über das Freiwilligenprogramm.

Jugendlicher Brillenpinguin, der bei SANCCOB versorgt wird


Quellen:

  • Durchschnittstemperaturen Boulders Beach
  • Durchschnittstemperaturen Port Elizabeth
  • Durchschnittstemperaturen Walfischbucht
  • Population Trends IUCN Red List – African Penguins
  • Buch: Penguins – Natural History and Conservation, edited by P. G. Borboroglu and P. D. Boersma, 2013
  • SANCCOB Penguin Conservation
  • Übersicht südafrikanischer Meeresschutzgebiete
  • Standort Boulders Beach Penguin Colony in Google Maps
  • Ludynia et al. (2012). The Namibian Islands’ Marine Protected Area: using seabird tracking data to define boundaries and assess their adequacy. Biological Conservation, 156, 136-145.


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