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Bei Röhrennasen wurde festgestellt, dass sie über ihren Geruchssinn ihre Beute orten. Die flugfähigen Röhrennasen, zu denen Albatrosse und Sturmvögel gehören, sind nah verwandt mit den Pinguinen (siehe Evolution). Pinguine und Röhrennasen ernähren sich beide unter anderem von Krill, Fischen oder Tintenfischen und nutzen oft dieselben Gebiete zur Nahrungssuche. Aber benutzen beide Tiergruppen auch die gleichen Sinne, um ihre Beute aufzuspüren?
Röhrennasen haben einen gut ausgebildeten Riechkolben. So liegt die Vermutung nahe, dass diese Tiergruppe ihre Beute vorrangig über den Geruchssinn aufspürt. Pinguine suchen ihre Beute hauptsächlich mit den Augen auf, trotz der unterschiedlichen Brechindizes von Wasser und Luft sehen sie in beiden Umgebungen mehr oder weniger normal scharf (siehe Kapitel Sehsinn). Über den Geruchssinn bei Pinguinen war lange nichts bekannt. Es wurde gar vermutet, dass Pinguine gar nicht riechen können.
Um den Geruchssinn genauer zu untersuchen, wurden bestimmte Experimente durchgeführt. Forschende haben zunächst herausgefunden, dass Pinguine nicht direkt auf den Geruch ihrer Beute reagieren. In einem Experiment sollten sich verschiedene Brillenpinguine an einer Art Weggabelung entscheiden, ob sie lieber den Weg zum Fischbrei oder zum geruchlosen Wasser, das als Kontrolle diente, vorziehen. Sie konnten die Proben aber nicht sehen, sondern müssten ihrem Geruchssinn folgen. Die Brillenpinguine watschelten jedoch zufällig mal zum Fischbrei und mal zum Wasser. Dies bedeutet, dass keine Geruchsquelle eindeutig bevorzugt wurde. Deshalb wird vermutet, dass Pinguine den Geruch ihrer Beute nicht wahrnehmen.
In anderen Experimenten an Land wurde entdeckt, dass Pinguine auf die chemische Substanz Dimethylsulfid (DMS) reagieren. Die Brillenpinguine, die in diesen Experimenten auf ihren Geruchssinn getestet wurden, zeigten in Freiland- und Wahlexperimenten eine deutliche Reaktion auf diese Substanz, indem sie sich den Geruchsquellen näherten und dort für einige Zeit verweilten.
Dimethylsulfid wird in kleineren Mengen von pflanzlichem Plankton produziert und in größeren Mengen freigesetzt, wenn dieses von Tieren gefressen wird. Diese Tiere sind zum Beispiel Krill oder Fische, welche wiederum die Nahrung der Pinguine darstellen. Wo viel Dimethylsulfid freigesetzt wird, ist folglich auch viel Beute für die Pinguine in der Nähe. Die Wahrnehmung von Dimethylsulfid könnte für die Pinguine also einen Vorteil bei der Nahrungssuche bedeuten.
Versuche auf hoher See bestätigten schließlich die Ergebnisse der Experimente an Land. Auch im Wasser wurde eine höhere Anzahl an Brillenpinguinen an den mit DMS versetzten Ködern beobachtet als an Kontrollködern.
Da die meisten Pinguine erst nach 20 bis 30 Minuten nach der Zugabe von DMS an dieser Stelle im Wasser beobachtet wurden, gehen die Forscher davon aus, dass Pinguine diese Substanz von bis zu ungefähr zwei Kilometern Entfernung riechen können (Brillenpinguine schwimmen mit einer Geschwindigkeit von ungefähr 1,2 Metern pro Sekunde).
Röhrennasen können mehrere Stoffe über ihren Geruchssinn wahrnehmen und somit ihre Beute orten. Dazu gehören beispielsweise Fischöle und Stoffe, die von Krill oder pflanzlichem Plankton freigesetzt werden. In den Experimenten im Wasser wurde bei den Pinguinen jedoch festgestellt, dass sie nicht auf Fischöle reagieren. Eine Erklärung dieser Beobachtung könnte sein, dass Röhrennasen auch tote Fische oder kleinere Fischstücke fressen, während Pinguine nur ganze, lebende Fische verspeisen. Bei Fischresten werden die Fischöle frei. Da Pinguine aber die Fische nur im Ganzen fressen, reagieren sie nicht auf die Fischöle, die auf zerstörte Fische hindeuten.
Diese Geruchsexperimente wurden bisher nur mit Brillenpinguinen gemacht, aber es wird vermutet, dass der Geruchssinn bei den anderen Pinguinarten ähnlich ausgeprägt ist. Außerdem soll die Reaktion der Pinguine auf andere Geruchsquellen näher untersucht werden.
Über die Bedeutung des Geruchssinns im sozialen Zusammenhang ist bisher noch wenig bekannt. Inwieweit der Geruch des Partners oder des Nachwuchses die Beziehung beeinflusst, muss deshalb noch geklärt werden.
In Experimenten mit dem Geruch von Fäkalien wurde beobachtet, dass Brillenpinguin-Weibchen sich eher an die Fäkalien anderer orientieren, während sie ihre eigenen vermeiden. Bei Männchen wurde diese Vermeidung ihrer eigenen Fäkalien nicht beobachtet. Eine Erklärung dieses Verhaltens wurde bisher noch nicht gegeben.
Quellen:
Cunningham et al. (2008). African penguins (Spheniscus demersus) can detect dimethyl sulphide, a prey-related odour. Journal of Experimental Biology, 211(19), 3123-3127.
Cunningham & Strauss (2009). Further studies investigating the behavioral responses of African penguins (Spheniscus demersus) to olfactory stimuli.
Wright et al. (2011). Penguins are attracted to dimethyl sulphide at sea. The Journal of experimental biology, 214(15), 2509-2511.
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Letzte Aktualisierung: November 2023