Geschmackssinn

Nur salzig und sauer

Genetische Untersuchungen zeigen, dass Pinguine die Gene für die Geschmacksrezeptoren besitzen, die für die Geschmacksqualitäten sauer und salzig zuständig sind. Die Gene für die anderen Rezeptoren der Geschmacksqualitäten süß, bitter und umami konnten jedoch nicht entdeckt werden. Forscher vermuten deshalb, dass Pinguine nur sauer und salzig schmecken können. Dies muss aber noch durch Verhaltensexperimente bestätigt werden.

Keine Geschmacksknospen

Sehr seltsam ist auch, dass keine Geschmacksknospen auf den Zungen von vier untersuchten Pinguinarten (Brillen-, Humboldt-, Esels- und Goldschopfpinguin) gefunden wurden. In diesen Geschmacksknospen sind die Geschmacksrezeptoren enthalten. Ohne Geschmacksrezeptoren können die entsprechenden Geschmacksqualitäten nicht wahrgenommen werden. Die Forscher merkten jedoch an, dass sich die Geschmacksknospen weiter in den Rachen verlagert haben könnten. Dieser Teil konnte in den Studien nicht untersucht werden.

Der jetzige Stand der Forschung über den Geschmackssinn bei Pinguinen gibt also noch einige Rätsel auf: Die Gene für die "salzigen" und "sauren" Geschmacksrezeptoren sind vorhanden, aber es wurden keine Geschmacksknospen gefunden. Ob Pinguine überhaupt schmecken können, muss in der Zukunft deshalb noch genauer untersucht werden.

Verlust der Geschmäcker süß, bitter und umami

In weiteren Analysen wurden die Gene von bestimmten Ionenkanälen untersucht. Das sind Eiweiße (Proteine), die in der Membran einer Zelle sitzen. Durch Ionenkanäle können geladene Teilchen in die Zelle hinein oder aus der Zelle hinaus geschleust werden.
Ein bestimmter Ionenkanal namens Trpm5 ist bei den Signalweiterleitungen beteiligt, die letztendlich zur Wahrnehmung der Geschmacksqualitäten süß, bitter und umami führen. Gene für diesen Ionenkanal wurden allerdings nicht gefunden. Trpm5 ist temperaturabhängig, bei sehr niedrigen Temperaturen können die genannten Geschmacksrichtungen nicht wahrgenommen werden.

Ein Problem des Ursprungs?

Einige Forscher meinen, dass die ersten Pinguine in der Antarktis gelebt haben und sich von dort aus verbreitet haben. Es wird deshalb vermutet, dass die Fähigkeit der Geschmackswahrnehmungen für süß, bitter und umami in der Evolution verloren gegangen sei, da die Pinguin-Vorfahren in der Antarktis diese Qualitäten aufgrund der Kälte sowieso nicht wahrnehmen konnten. Danach hätten sich die anderen Pinguinarten entwickelt, die heute in verschiedenen Regionen der Südhalbkugel verbreitet sind. Da verlorene Gene nicht einfach so wiedergewonnen werden könnten, fehlt auch den anderen Pinguinarten die Fähigkeit zur Wahrnehmung von süß, bitter und umami.


Quellen:
Kobayashi et al. (1998). Fine structure of the tongue and lingual papillae of the penguin. Archives of histology and cytology, 61(1), 37-46.
Zhao et al. (2015). Molecular evidence for the loss of three basic tastes in penguins. Current Biology, 25(4), R141-R142.




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