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In Südamerika sind sechs Pinguinarten verbreitet. Ihre Brutgebiete liegen größtenteils an der Westküste, sie reichen von Peru über Feuerland bis zu den Falklandinseln.
Art | Verbreitungs- und Brutgebiete in Südamerika |
---|---|
Humboldtpinguin | Chile, Peru |
Magellanpinguin | Chile, Argentinien, Brasilien, Falkland-Inseln |
Goldschopfpinguin | Südliches Chile, Falkland-Inseln |
Südlicher Felsenpinguin | Südliches Chile, Feuerland (Argentinien), Falkland-Inseln |
Eselspinguin | Falkland-Inseln, Argentinien (Martillo Island) |
Königspinguin | Falkland-Inseln |
Das Klima Südamerikas wird beeinflusst von den Anden, der Atacama-Wüste und dem kalten Humboldtstrom. Im Pan de Azúcar Nationalpark in der chilenischen Atacama-Region brüten Humboldtpinguine bei einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von 18°C (min. 14°C, max. 22°C).
In Punta Tombo in Argentinien ziehen einige Magellanpinguine ihren Nachwuchs groß. Dort herrscht eine Jahresmitteltemperatur von 14°C (min. 0°C, max. 29°C) vor.
Auf den Falkland-Inseln geht es mit einem subantarktischen bis ozeanischen Klima und einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von nur 7°C (min. 0°C, max. 17°C) deutlich kühler zu. Zudem ist es oft sehr windig und regnerisch. Das Wetter ist dafür bekannt, dass es sehr schnell umschlagen kann. Es ist dort nicht verwunderlich, typische Wetterbedingungen aller Jahreszeiten an einem Abend zu erleben.
Übersicht über die genannten Orte auf dieser Seite
© OpenStreetMap-Mitwirkende, Daten von OpenStreetMap – Veröffentlicht unter ODbL (bearbeitet)
In den Verbreitungsgebieten der Magellanpinguine überwiegen Graslandschaften, die sogenannten Pampas. Bodenmulden oder Büsche dienen als Nester, einige Pinguine legen ihre Eier aber auch an der Erdoberfläche ab und schützen es mit allem möglichen Material, das sie finden können.
Dieses Youtube-Video zeigt Magellanpinguine, die in Punta Tombo brüten (mit englischem Kommentar).
Auf der chilenischen Insel Pájaro Niño schützen Felsspalten den Nachwuchs der Humboldtpinguine vor der starken Sonneneinstrahlung. Auf der Insel Chañaral wagen es die Humboldtpinguine sogar, auf offener Fläche in flachen Mulden zu brüten, da sie hier kaum Feinde oder menschlichen Besuch zu fürchten haben.
Eselspinguine brüten auf den Falkland-Inseln am Strand oder im dichten Tussockgras. Auf der antarktischen Halbinsel hingegen bauen sie ihre Nester aus kleinen Steinchen.
Einige Goldschopf- und Südliche Felsenpinguine nisten hingegen an steilen Küsten in Felsspalten, aber auch auf bewachsenen Flächen.
Südliche Felsenpinguine an der windigen Küste von Saunders Island, die zu den Falkland-Inseln gehört
von Ben Tubby, flickr.com – CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2637523 (bearbeitet)
Im Gegensatz zu den genannten Pinguinarten bauen die Königspinguine keine Nester. Sie legen ihre Eier auf den Füßen ab und stülpen ihre warme Bauchfalte darüber. Auch die Küken werden eine Zeit lang auf den Füßen ihrer Eltern aufgezogen.
Das intensive Sammeln von Eiern oder die Verarbeitung von Pinguinen zu Öl haben in der Vergangenheit viele südamerikanische Populationen stark reduziert. Durch diese und ähnliche menschliche Aktivitäten wurden Pinguine an einigen Orten komplett ausgerottet: Auf der chilenischen Insel Isla Recalada wurden im Jahr 1989 noch 10.000 Südliche Felsenpinguine gezählt, zwei Jahre später waren es nur noch 3.000 Individuen. Viele Felsenpinguine wurden gefangen, um sie in zoologischen Gärten zu zeigen. Deshalb seien andere Felsenpinguine vermutlich von der Insel geflohen. Obwohl die Anzahl schon so verringert war, wurden sie trotzdem noch in der Mitte der 1990er Jahre als Köder von Krabbenfischern genutzt. Das El-Niño-Ereignis 1996/97 hat wahrscheinlich auch mit dazu geführt, dass auf der Insel seit 2005 gar keine Südlichen Felsenpinguine mehr brüten.
El-Niño-Ereignisse treten alle paar Jahre auf. Dabei verändern sich die Meeresströmungen, sodass weniger Nährstoffe an die Wasseroberfläche gelangen. Dadurch kommen die Sardellenschwärme in tieferen Schichten des Meeres vor oder sie wandern ab. Humboldtpinguine müssen dann weiter schwimmen, um sich und ihren Nachwuchs zu ernähren, oder sie verhungern sogar. Zudem fallen in diesen Zeiten heftigere Niederschläge, sodass Nester geflutet werden und Küken sterben.
Die Fischerei stellt eine Bedrohung für viele Pinguinarten dar, wenn sie zu viel Fisch für sich beansprucht und den Pinguinen zu wenig von ihrer nährstoffreichen Nahrung übrig lässt. In vielen Regionen gibt es bisher Regelungen, wie viel Fisch gefangen werden darf, oder sogar Zonen, in denen der Fischfang untersagt ist.
Einige Humboldt- und Magellanpinguine landen als Beifang in Stell- oder Schleppnetzen. Diese Netztypen sind darauf ausgelegt, dass Fische in den Maschen einfach hängen bleiben, was auch Pinguinen hin und wieder passiert. Außerdem verheddern sich einige Pinguine bei dem Versuch, bereits gefangenen Fisch aus den Netzen zu verspeisen.
Durch den übermäßigen Guanoabbau ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Bestand des Humboldtpinguins drastisch minimiert. Guano ist getrockneter Vogelkot, der viel Stickstoff, Phosphat und Kalium enthält und somit ein attraktives Düngemittel darstellt. Guano war weltweit sehr gefragt und besonders Peru erzielte damit hohe Gewinne. Für die Humboldtpinguine ist die dicke Guanoschicht aber lebenswichtig, denn sie graben ihre Nester dort hinein und schützen ihren Nachwuchs so vor starker Sonneneinstrahlung sowie vor Feinden. Vor dem Guanoabbau soll der Bestand der Humboldtpinguine im sechsstelligen Bereich gelegen haben. Anfang der 1980er wurden maximal 20.000 Individuen geschätzt. Nach dem El-Niño-Ereignis 1982/83 sind die Zahlen zwischenzeitlich auf ca. 6.000 Humboldtpinguine gesunken, heute leben laut der Weltnaturschutzunion (IUCN) wieder ca. 23.800 erwachsene Individuen in Peru und Chile.
Heutzutage ist der Guanoabbau in Chile verboten, aber illegale Aktionen finden trotzdem statt. In Peru gibt es nun strengere Auflagen, in Punta San Juan und auf den Ballestas-Inseln darf beispielsweise nur alle fünf bis sieben Jahre abgebaut werden. Der Abbau selbst soll kontrolliert werden, um die Natur zu schützen.
Eingeschleppte Tiere und Haustiere können Humboldt- und Magellanpinguine zur Last fallen: Während der Zeit des Guanoabbaus sind auch Ratten oder Katzen mit auf die Inseln gelangt, die Jagd auf Eier und Küken der Pinguine machen. Ziegen zertrampeln an einigen Orten die Nester der Pinguine.
Weidevieh wie Schafe oder Rinder zerstören an manchen Orten das Tussockgras, in dem Goldschopfpinguine gerne nisten.
von Butterfly voyages, Eigenes Werk – CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10552077 (bearbeitet)
Ölverschmutzungen an südamerikanischen Küsten treten des Öfteren auf, da wichtige Schifffahrtsrouten dort entlangführen. Die Erdölindustrie in der argentinischen Provinz Chubut überschneidet sich mit den Brutgebieten der Magellanpinguine. So kam es häufiger vor, dass einige tote verölte Pinguine an die Strände gespült wurden, da das Meer dort mit Öl verunreinigt ist.
Vor den Falkland-Inseln haben britische Unternehmen in den letzten Jahren Erdölerkundungen durchgeführt. Aufgrund von politischen Spannungen mit Argentinien ist das Projekt zur Erdölgewinnung jedoch noch nicht angelaufen. Wenn die Förderung beginnt, kann dies eine mögliche Gefahr für Südliche Felsen-, Goldschopf- und Eselspinguine bedeuten, da Öl ins Wasser laufen könnte.
Der zunehmende Tourismus vor allem auf den Falkland-Inseln stört die Pinguine möglicherweise beim Brüten. Ein fehlendes Tourismusmanagement bei chilenischen und peruanischen Magellanpinguinen hat zum Beispiel dazu geführt, dass Besuchende auf die Nester traten oder deren Haustiere brütende Pinguine attackierten. Bei Magellanpinguinen wurden bereits Stressreaktionen beobachtet, wenn Menschen ihnen zu nahe kamen.
Der deutsche Verein Sphenisco – Schutz des Humboldt-Pinguins e.V. setzt sich für die Humboldtpinguine in Chile und Peru ein. Dort arbeitet Sphenisco mit anderen Naturschutzorganisationen und Forschenden zusammen. Ziele sind die Einrichtung weiterer Meeresschutzgebiete sowie Verbote von Fischfangmethoden mit bestimmten Netzen oder Dynamit. Aktuell befindet sich Sphenisco mit anderen Mitstreitern in gerichtlichen Verhandlungen mit der Politik und Wirtschaft, denn industrielle Projekte wie Bergwerke und Häfen sollen gerade in den Regionen verwirklicht werden, in denen Humboldtpinguine brüten.
Darüber hinaus möchte Sphenisco durch Petitionen und Bildungskampagnen die Öffentlichkeit auf die bedenkliche Lage des Humboldtpinguins aufmerksam machen. In der Umweltbildung arbeitet Sphenisco zum Beispiel mit der peruanischen Organisation ACOREMA zusammen, die Kinder und Jugendliche mit Bastelaktionen, Maskottchen und Aktionen wie Strandreinigungen für den Umwelt- und Artenschutz begeistert.
Weitere Infos auf der Webseite sphenisco.org
Die Stiftung Antarctic Research Trust unterstützt Forschungsprojekte in antarktischen und subantarktischen Regionen sowie auf den Falkland-Inseln, um die dortigen Lebewesen besser schützen zu können. Regelmäßige Zählungen geben einen Überblick über den Bestand der dortigen Pinguinarten. Einige Pinguine werden regelmäßig mit Sendern ausgestattet, um deren Jagdgebiete zu ermitteln. Mit diesen Positionsdaten können Meeresschutzgebiete besser definiert werden. Außerdem können Veränderungen im Jagdverhalten festgestellt und somit Rückschlüsse auf die Verfügbarkeit von Nahrung gezogen werden.
Weitere Infos auf der Webseite antarctic-research.de
Auf den Falkland-Inseln ist heutzutage das Eiersammeln verboten. Eine Ausnahme sind die Eier von Esels- und Magellanpinguinen, die weiterhin legal verzehrt werden dürfen.
Weitere Schutzaktionen auf den Falkland-Inseln werden von der Organisation Falklands Conservation durchgeführt. Mitwirkende pflanzen neues Tussockgras oder betreiben ein Rehabilitationscenter, in dem verölte Tiere gereinigt werden.
Weitere Infos auf der Webseite falklandsconservation.com (Englisch)
Quellen:
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Letzte Aktualisierung: November 2023