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Lebewesen sind nicht perfekt – Pinguine schon mal gar nicht! Mit ihrer unbeholfenen Art an Land wirken sie sehr tollpatschig, dabei erscheinen sie jedoch immerhin stilvoll in ihrem schicken Frack. Aber es wurden auch schon Pinguine gesichtet, die sich nicht an diese "Kleiderordnung" gehalten haben.
Denn in einigen Pinguinkolonien sind schon Individuen mit körperlichen Aberrationen, das heißt mit Abweichungen vom normalen Aussehen, aufgefallen. Diese können die Gefiederfärbung, aber auch Körperteile wie den Schnabel oder die Beine betreffen.
Die verschiedenen Färbungen der Haut und des Gefieders werden von bestimmten Farbstoffen, den Pigmenten, verursacht. Eines der wichtigsten Hautpigmente ist das Melanin. Durch Sonneneinstrahlung wird in der menschlichen Haut vermehrt Melanin gebildet, damit die Haut besser vor UV-Strahlung geschützt ist. Deshalb werden wir im Sommer braun.
Melanin tritt in zwei Hauptformen auf: Das Eumelanin und das Phaeomelanin. Das Eumelanin erscheint eher dunkel, also schwarz, grau sowie dunkelbraun, während Phaeomelanin für rot-braune Färbungen verantwortlich ist. Die Gefiederfärbung der Pinguine hängt ab von der Konzentration und der Verteilung der Pigmente in den farbgebenden Zellen. So ist die Konzentration des Eumelanins in den schwarzen Federn des Rückens sehr hoch, während die weißen Federn auf dem Bauch nur sehr wenig bis gar kein Melanin enthalten.
Die gelb, orange, rot oder rosa gefärbten Federn und Körperteile der Pinguine enthalten meist andere Pigmente, die sogenannten Carotinoide. Diese werden überwiegend mit der Nahrung aufgenommen, denn Krebstiere wie der Krill enthalten große Mengen an Carotinoiden. Wissenschaftler fanden jedoch heraus, dass die gelben Kopffedern der Goldschopfpinguine sowie die orangen Ohr- und Brustflecken der Königspinguine keine Carotinoide enthalten. Stattdessen soll ein noch unbekanntes Pigment für diese orangen und gelblichen Färbungen verantwortlich sein (McGraw et al. 2004).
Sehr interessant ist auch, dass beim Eselspinguin die orange Färbung des Schnabels durch carotinoid-haltige Nahrung verändert werden kann, während die Färbung der Füße keine Veränderungen zeigt (Jouventin et al. 2007).
Bei dieser genetischen Mutation tritt ein erhöhter Anteil eines Melanins auf. Wenn die Konzentration von Eumelanin erhöht ist, ist das Gefieder des Pinguins schwarz gefärbt. Bei einer erhöhten Menge an Phaeomelanin ist das Gefieder rot-bräunlich gefärbt. Eine gleichzeitige Erhöhung beider Melaninformen wurde bis jetzt noch nicht beobachtet. Beim Melanismus sind also beide Melaninformen noch enthalten, eine Form hat dabei eine erhöhte Konzentration, die andere liegt in einer normalen Konzentration vor.
Königspinguin mit Melanismus
Foto von Pat Lurcock
Der Albinismus ist das Ergebnis einer Mutation, die rezessiv vererbt wird. Rezessiv bedeutet, dass der Albinismus nicht in jeder Folgegeneration auftreten muss, da das defekte Gen sich nicht immer durchsetzen kann. Das heißt, bei einem Albino-Vater und einer normal gefärbten Mutter tritt bei ihrem Kind kein Albinismus auf, wenn die Mutter keine albinotischen Blutsverwandten hat.
Das defekte Gen führt dazu, dass das Enzym Tyrosinase nicht gebildet wird. Dieses Enzym ist für die Herstellung von Melanin unverzichtbar. Da nun kein Melanin mehr gebildet wird, bleiben die Haut und das Gefieder eines Albinos farblos, wir nehmen dies dann als "weiß" wahr. Allerdings können trotzdem Färbungen im gelben bis roten Bereich auftreten, da die Tyrosinase keinen Einfluss auf die Herstellung der Carotinoide hat.
Auch die Augen eines Albinos sind farblos. Sie erscheinen aber rot, da nun die Blutgefäße des Auges durchscheinen.
In der Natur wurden bisher nur sehr wenige Pinguine und andere Vögel beobachtet, die diesen Gendefekt aufweisen. Es werden zwar mehr Albino-Küken geboren als man denkt, erwachsene Individuen sieht man dann aber seltener. Albinos werden nämlich durch eine Sehschwäche stark beeinträchtigt, sie sind licht-sensitiver und haben Probleme mit der Tiefenerkennung. Deshalb fallen sie öfter ihren Räubern zum Opfer als gesunde Individuen.
Dieser genetische Defekt hat ebenfalls zur Folge, dass das Gefieder farblos bleibt. Anders als beim Albinismus ist das Enzym Tyrosinase jedoch funktionstüchtig und Melanin kann gebildet werden. Der Fehler liegt darin, dass das Melanin von den Melanin produzierenden Zellen nicht in die Federn transportiert werden kann, diese Federn erscheinen dadurch weiß. Beim Leuzismus ist es sogar möglich, dass der Transport des Melanins in die Federn an manchen Stellen noch möglich ist, sodass ein schwarz-weiß geschecktes Gefieder entsteht. Wie beim Albinismus auch, ist durch die Carotinoide eine gelbe bis rötliche Färbung trotzdem möglich.
Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zwischen Leuzismus und Albinismus ist die Augenfarbe: Beim Albinismus ist diese wie oben beschrieben grundsätzlich rot, bei leuzistischen Tieren fehlen zwar die Pigmente in der Iris, die dunkle Rückseite des Augapfels lässt die Augen jedoch ebenfalls dunkel erscheinen. Die Sehstärke wird beim Leuzismus nicht beeinträchtigt, was den betroffenen Tieren eine bessere Orientierung und damit ein effektiveres Vermeiden von Fressfeinden möglich macht. Deshalb ist das Vorkommen der leuzistischen Tiere im Vergleich zu den Albinos deutlich erhöht, dieses Phänomen tritt jedoch allgemein eher selten auf.
Königspinguin mit partiellem Leuzismus. Achtung: Ein "partieller Albinismus" ist niemals möglich, da beim Albinismus das Enzym Tyrosinase im ganzen Körper nicht vorhanden ist und somit an keiner Stelle Melanin gebildet werden kann.
Foto von Klemens Pütz
Formen des Leuzismus
Außerdem gibt es noch Formen, bei denen die Gesamtkonzentration des Melanins verringert ist, was dazu führt, dass die Färbung des Gefieders "verwaschen" erscheint. Die Konturen des Gefieders sind zwar noch zu erkennen, die Intensität der Farben ist dabei jedoch deutlich verringert, sodass eigentlich schwarzes Gefieder eher gräulich wirkt. Hier wird unterschieden zwischen "pastell-" und "isabell-farben". Bei der pastell-farbenen Variante sind die Konzentrationen beider Melaninformen verringert, während bei der isabell-farbenen Variante nur die Konzentration des Eumelanins verringert ist.
Adeliepinguin mit verwaschen erscheinendem Gefieder.
Foto von Klemens Pütz
Allgemein ist es jedoch teilweise sehr schwierig, die in der Natur vorkommenden Farbvarianten des Gefieders den einzelnen Kategorien richtig zuzuordnen. Die Definitionen der Farbvarianten unterscheiden sich in der Literatur häufig, bei der Bestimmung der Farbe gibt es von Mensch zu Mensch ebenfalls unterschiedliche Meinungen. Auch die Grenzen sind nicht klar gesetzt, da es zu viele verschiedene Varianten gibt. Bei einigen Vögeln können sogar die einzelnen Federn mit unterschiedlichen Farben besetzt sein. Des Weiteren liegt der Defekt oft auf unterschiedlichen Genen, beim Albinismus ist aber immer dasselbe Gen betroffenen.
Neben den ungewöhnlichen Gefiederfärbungen sind Wissenschaftlern auch Fehlbildungen aufgefallen, die bestimmte Körperteile der Pinguine betreffen. Voisin und sein Team berichteten beispielsweise von einem Küken, dem drei Beine gewachsen waren. Dieses Küken wurde jedoch leider tot aufgefunden; Warum es gestorben ist, wurde nicht erwähnt. Auch eine fehlerhaft angelegte Wirbelsäule (Skoliose) wurde bei einem Küken beobachtet. Der Rücken war dadurch von hinten gesehen wie ein "S" geformt.
Es kann ebenfalls vorkommen, dass die Ober- und Unterseite des Schnabels nicht genau aufeinander passen, sondern jeweils nach rechts und links verschoben sind.
Die nachfolgenden Fotos wurden mir vom Pinguinforscher Dr. Klemens Pütz zur Verfügung gestellt:
Königspinguin
Küken eines Königspinguins
Eselspinguin
Quellen:
van Grouw (2006). Not every white bird is an albino: sense and nonsense about colour aberrations in birds. Dutch Birding, 28(2), 79-89.
McGraw et al. (2004). You can't judge a pigment by its color: carotenoid and melanin content of yellow and brown feathers in swallows, bluebirds, penguins, and domestic chickens. The Condor, 106(2), 390-395.
Voisin et al. (2002). Colour aberrations and physical deformities in the King Penguin Aptenodytes patagonicus at the Crozet Islands. Marine Ornithology, 30(1), 1-4.
Jouventin et al. (2007). Dietary carotenoid supplementation affects orange beak but not foot coloration in gentoo penguins Pygoscelis papua. Waterbirds, 30(4), 573-578.
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Letzte Aktualisierung: November 2023